Jenseits der Zeit
Kloster Corvey

Christiane Püschel/pueschels.com
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1.200 Jahre Kulturgeschichte

Unvorstellbare 1.200 Jahre alt ist das seit 2014 zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Kloster Corvey in Höxter. Als steingewordenes Zeugnis menschlicher Kulturgeschichte verbindet die Klosteranlage das frühe Mittelalter mit der heutigen Moderne.

822 n.Chr. erfolgte die Grundsteinlegung der karolingischen Abteikirche, einer dreischiffigen Basilika mit quadratischem Chor und einem Kapellenanbau.

Strategisch gut in der Nähe des Hellwegs gelegen, entwickelte sich Corvey als erstes Benediktiner-Kloster zum eigenständigen Herrschaftssitz mit überregionalem Einfluss. Mit seiner bedeutenden Bibliothek wird es im 9. und 10. Jh. zum geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum in Nordeuropa.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Abtei zu großen Teilen zerstört. Durch die Bemühungen verschiedener Fürstäbte erlebt Corvey in der Barockzeit jedoch neuen Aufschwung. 1820 wird Viktor Amadeus Landgraf von Hessen-Rothenburg der neue Eigentümer von Corvey. Seine Erben sind die heutigen Herzöge von Ratibor und Corvey.

Sakrales Superlativ

Corvey beherbergt das älteste und einzige fast vollständig erhaltene karolingische Westwerk der Welt. Dieses architektonische Juwel stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist ein herausragendes Beispiel für die Baukunst dieser Zeit. Zudem beherbergt die Klosteranlage einzigartige archäologische Überreste aus der Karolingerzeit.

Die ehemalige Abteikirche ist ein Denkmal barocker Kunst. Prächtige Wandmalereien mit Szenen aus der Odyssee sind teilweise erhalten. Im Innern des Schlosses können Besucher den Kaisersaal, die herzoglichen Salons und die Fürstliche Bibliothek bewundern.

Auf dem Friedhof neben der Kirche befindet sich das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der die deutsche Nationalhymne erschuf.

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Der Zahn der Zeit

Um den Gebäudebestand zu erhalten und die Anlage für den Tourismus zu ertüchtigen, waren umfassende Sanierungsmaßnahmen notwendig, die mit Mitteln des Förderprogramms Nationale Projekte des Städtebaus (NPS) durchgeführt wurden:

  • Einrichtung eines Besucherzentrums,
  • Sanierung der Sandsteindacheindeckungen und Fassaden von Domänenhof/Südflügel, Vorwerk, Konventgebäude und Marstall,
  • Sicherung und Instandhaltung der Außenwände des Dreizehnlindenhauses,
  • Maßnahmen zur Substanzsicherung an der Abteikirche (Westwerk),
  • Innenrestaurierung des Johanneschores,
  • Sicherungs- und Brandschutzmaßnahmen sowie
  • Restaurierung der historischen Springladenorgel.

Alte Handwerkskunst ist up to date

Die Sanierungsarbeiten stellen hohe Anforderungen an die Gewerke. Insbesondere die Sandsteindächer des Südflügels, die 1945 durch einen Flugzeugabsturz zerstört und notdürftig mit roten Ziegeln instandgesetzt wurde, waren eine echte Herausforderung. Durch die ursprüngliche Sandsteindeckung (nach historischem Vorbild in „doppelter Deckung“) sollte nicht nur die visuelle Einheitlichkeit wieder hergestellt, sondern auch die empfindliche Bausubstanz geschützt werden. Dafür musste der gesamte Dachstuhl erneuert sowie eine Traufen-Sanierung mit Erneuerung der Kupferrinnen erfolgen. Die Sanierung war wegen der großen Firsthöhe und fehlender Zwischendecken nicht nur sehr aufwändig (insbesondere im Hinblick auf den Gerüstbau), sondern konnte auch nur durch spezialisierte Dachdecker-Firmen, die die alte, für die Region typische Technik der Sandsteineindeckung beherrschen, durchgeführt werden.

Die umfassenden Bau- und Restaurationsarbeiten am Kloster Corvey in Höxter wurden eng durch das Zuwendungsbaureferat der OFD NRW begleitet. Das UNESCO-Weltkulturerbe mit seiner atemberaubenden 1.200-jährigen Geschichte wurde damit zugleich für den Tourismus ertüchtigt.
• Förderprogramm: Nationale Projekte des Städtebaus (NPS)
• Bewilligungszeitraum: Dez. 2014 bis 31.12.2019
• Zuwendungshöhe Bundesmittel: 4 Mio. €
• Gesamtkosten: 4,557 Mio. € (Eigenmittel der Kommune: 557.777,00 €)

Die Baudurchführung erfolgte durch den BLB Dortmund. Planung u.a.: ARGE „Abteikirche Corvey“ Architekturbüro Dipl. Ing. Albert Henne und pmp Architekten Padberg & Partner, Sauer Architekten GbR.

Daten und Fakten

300m²

umfasste die Einrüstung der Orgel.

540 Stunden

dauerte die Bestandskartierung.

12000m²

Abdeckfolie wurden verbraucht.

Christiane Püschel/pueschels.com
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pixabay